AktuellesNationalfeiertag in Gödöllö

„Deiner Heimat sei unerschütterlich treu, oh Ungar! Dies ist deine Wiege und dereinst auch dein Grab…“ – so erklingt es aus vollen Kehlen an diesem sonnigen Herbstvormittag zwischen den Gräbern, natürlich in der ungarischen Originalsprache.

Den Text lassen wir uns später beim Mittagessen übersetzen, berührend ist dieser Termin zwischen Denkmälern und am Friedhof aber auch ohne Ungarisch Kenntnisse. Aber was macht eine Laxenburger Delegation auf einem alten ungarischen Friedhof an diesem Mittwochvormittag?

Anlässlich des ungarischen Nationalfeiertags am 23. Oktober hat Laxenburgs Partnerstadt Gödöllö zur Gedenkfeier eingeladen, und wir haben uns in den frühen Morgenstunden auf den Weg gemacht, um pünktlich um 10 Uhr bereits vor Ort zu sein. Rund zweieinhalb Autostunden von der Gemeinde entfernt, sind die Unterschiede schon beim Aussteigen in der ungarischen Kleinstadt gleichzeitig groß und doch auch verschwindend gering.

Die Feier findet in einem kleinen Park statt, die Geschichte der Revolution von 1956 wird dabei umfassend erzählt, in Reden bedacht und später von einer Oberstufenklasse szenisch und musikalisch dargestellt. Susanne Feichtinger, die von Anfang an diese Städtepartnerschaft als Dolmetscherin begleitet, versucht unserer kleinen Gruppe flüsternd die groben Umrisse der Geschehnisse am 23. Oktober 1956 in Gödöllö darzulegen, doch dann reicht die Darbietung der jungen Menschen: Die Hoffnung, die Verzweiflung, die Trauer und Resignation all das vermitteln sie den vielen Anwesenden im Park und auch jenen auf der Straße, die drinnen keinen Platz mehr gefunden haben. Und es wird mucksmäuschenstill.

Viele junge Menschen sterben in diesen Tagen im Jahr 1956 als sowjetische Soldaten und Truppen des Warschauer Pakts dem Traum einer jungen Demokratie ein Ende setzen, zwei 17-Jährige werden hier erschossen, wo wir an diesem sonnigen Mittwochvormittag mit der Stadtregierung aus Gödöllö Kränze niederlegen dürfen. Dann erklingt die heimliche zweite Hymne Ungarns, der so genannte „Aufruf“ (Szózat) des Dichters Mihály Vörösmarty aus dem Jahr 1835, den hier schon jedes Kind mitsingen kann. Und die Spannung löst sich.

Im Laufe dieses Mittwochs haben wir ausführlich Gelegenheit mit dem interessanten Bürgermeister György Gémesi und vielen Mitgliedern aus seinem Kabinett zu sprechen. Seit 1990 steht er der Stadt vor und ist damit seit mehr als drei Jahrzehnten nicht nur Vertreter unserer Partnerstadt, sondern wirklicher Partner und Freund – der warme und herzliche Empfang, der uns allen und besonders Bürgermeister David Berl, Vizebürgermeisterin Silvia Wohlfahrt und Susanne Feichtinger zu Teil wird, lässt uns wie zu Hause fühlen. Der ehemalige Chirurg und Sportmediziner wurde im Sommer erneut mit großer Mehrheit zum Bürgermeister gewählt, das Kabinett wird sich am nächsten Morgen das erste Mal in der neuen Legislaturperiode zusammensetzen.

Einfacher sind die letzten Jahre nicht geworden, hört man in den Gesprächen immer wieder durch. Mit Orban sei man nicht auf einer Linie, wird immer wieder hörbar. Vor drei Jahren kam es sogar zu einer illegalen Ausspionierung, die damals internationale Recherchen rund um den Guardian aufdeckten, als Spyware auf György Gemesis Telefon und dem von 300 anderen Orban-Kritiker*innen gefunden wurde. Bei einem nachmittäglichen Spaziergang wird dann immer wieder deutlich, was das für eine Stadt auch heißen kann. Liebevoll gepflegte Rabatte und Parks – aber seit Jahren kein Rathaus. Eingerüstet steht es auch an diesem Feiertag als dezente Erinnerung, was Haltung und eine demokratische Überzeugung auch heute noch kosten können.

Der fröhlichen Gastfreundschaft der Ungarn tut das alles aber keinen Abbruch. „Wir sind mit unseren Abteilungen auf mehrere Häuser aufgeteilt“, erzählt uns einer der drei Vizebürgermeister. Man arrangiere sich. Nach einem Kaffee in der Sonne besuchen wir das Pop-Up Weihnachtshaus im Stadtpark und dann geht es an diesem sogenannten „Tag der Helden“ zu einem Konzert des Gödöllö Symphonieorchesters in das Schloss. In der ehemaligen Reithalle, vorbei an dutzenden Sisi-Devotionalien, werden heute Konzerte und Veranstaltungen abgehalten. Hier erklingt – zum Thema des Tages passend – Franz Liszts „Totentanz“ und auch seine berührende „Ungarische Phantasie“. Mit guten Gesprächen, ungarischem Pálinka und großer Dankbarkeit findet der ereignisreiche Tag seinen Abschluss.

Mit einer launigen Wette beginnt der nächste Morgen für manche bereits zeitig, und so machen sich kurz nach sechs Uhr Früh, Bürgermeister David Berl und Bürgermeister György Gémesi auf den Weg ins städtische Hallenbad, um ein paar Längen gemeinsam zu ziehen – ein Einsatz, der dem Rest der kleinen Delegation höchste Anerkennung abverlangt, ist der gestrige Tag doch alles in allem auch sehr anstrengend gewesen.

Als wir nach einem Abschlussrundgang im Schloss alle wieder am Weg zum Auto sind, uns verabschieden, eine Fülle an Strudeln als Geschenke mitbekommen und uns zum wiederholten Male für die vielen Aufmerksamkeiten und Umstände der letzten 48 Stunden bedanken, wird noch einmal deutlich, was eine solche Partnerschaft ausmacht: Persönlicher Kontakt, Zeit und verbindende Sprachkenntnisse, wie Susanne Feichtinger sie mitbringt. Mit unserem Englisch und Deutsch waren wir oft ebenso verloren, wie unsere ungarischen Gegenüber.

Und wie können wir uns für diese beiden Tage erkenntlich zeigen? „Es ist eine Freundschaft, da gibt es nur gegenseitiges Bemühen und keine Almosen“, sagt dazu Bürgermeister Berl, „und jetzt können wir der dortigen Volksschule eine Freude machen, mit Möbeln, die bei uns nicht mehr gebraucht werden und mit der kleinen Küche aus dem ehemaligen Kindergarten Hofstraße, die künftig in einer Kindergruppe in Gödöllö stehen wird.“

Und so fällt der Abschied uns leicht, denn am 30. November kommen sie alle wieder nach Laxenburg und eröffnen mit uns den Christkindlmarkt am Schlossplatz mit einer bunten Tanzgruppe aus unserer wunderbaren Partnerstadt Gödöllö.

 

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